Frühling

Nun ist er endlich kommen doch
in grünem Knospenschuh.
“Er kam, er kam ja immer noch”,
die Bäume nicken sich′ s zu.

Sie konnten ihn all erwarten kaum,
nun treiben sie Schuß auf Schuß;
im Garten der alte Apfelbaum
er sträubt sich, aber er muß.

Wohl zögert auch das alte Herz
und atmet noch nicht frei,
es bangt und sorgt: “Es ist erst März,
und März ist noch nicht Mai.”

O schüttle ab den schweren Traum
und die lange Winterruh′ ,
es wagt es der alte Apfelbaum,
Herze, wag′ s auch du!

Theodor Fontane.

(* 30. Dezember 1819 in Neuruppin; † 20. September1898 in Berlin) 

Chania,Kreta,Griechenland

Und ungeahnt erblüht es dir

Nicht Glückes bar sind deine Lenze

Nicht Glückes bar sind deine Lenze,

Du forderst nur des Glücks zu viel;

Gib deinem Wunsche Maß und Grenze,

Und dir entgegen kommt das Ziel.

Wie dumpfes Unkraut laß vermodern,

Was in dir noch des Glaubens ist:

Du hättest doppelt einzufodern

Des Lebens Glück, weil du es bist.

Das Glück, kein Reiter wird′s erjagen,

Es ist nicht dort, es ist nicht hier;

Lern′ überwinden, lern′ entsagen,

Und ungeahnt erblüht es dir.

Theodor Fontane

(* 30.12.1819, † 20.09.1898)

Grado,Italien
Grado,Italien
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