Hoffnung

Krieg 

Krieg bedeutet Tod .

Krieg bedeutet Leid .

Wo ist die Diplomatie geblieben?

Wo ist die Gewaltlosigkeit geblieben?

Frieden auf Erden .

Ein Leben ohne das Böse .

Ein Leben voller Wachstum .

Und ohne  Zerstörung .

Aber mit Liebe im Herzen.

von Jeannette Paterakis

Barcelona,Spanien

Nicht müde werden

Nicht müde werden
sondern dem Wunder
leise
wie einem Vogel
die Hand hinhalten.

von Hilde Domin

Patria

Patria est, ubicumque est bene”

Die Heimat ist dort, wo man sich wohlfühlt.

von Marcus Tullius Cicero

Barcelona,Spanien

Carmen

carmina

Catull.1 
Widmung an Cornelius Nepos

ad Cornelium

(1) Cui dono lepidum novum libellum
arida modo pumice expolitum?
(2) Corneli, tibi: namque tu solebas
meas esse aliquid putare nugas.
(3) Iam tum, cum ausus es unus Italorum
omne aevum tribus explicare cartis . . .
(4) Doctis, Iuppiter, et laboriosis!
(5) Quare habe tibi quidquid hoc libelli –
qualecumque, quod, o patrona virgo,
plus uno maneat perenne saeclo!

von Catull

zu Cornelius

Wem nur schenk ich das nette neue Büchlein,

Das vom trockenen Bimsstein frisch geglättet?

Dir, Cornelius! denn du glaubtest immer,

Meine Sächelchen seien nicht ganz wertlos;

Damals schon, als allein bei uns du wagtest,

Alle Zeit zu entfalten in drei Wälzern,

Grundgescheiten, bei Gott, und voller Mühsal.

Drum, was dran ist an diesem Büchlein, nimm es,

Welchen Wert es auch hat. O holde Jungfrau, 

Gib ihm länger als ein Jahrhundert Geltung!

Übersetzung: E.Gottwein 

Barcelona,Spanien

gestern und heute 

Gestern war ich noch ich,

doch wer bin ich heute ?

Bin ich ein besserer Mensch geworden ?

Bin ich ein effizienterer Mensch geworden ?

Leiste ich mehr als gestern ?

Leiste ich mehr als sie ?

Bin ich nützlich für die Menschheit ?

Bin ich wertvoll für jemanden?

Für wen bin ich wertvoll?

Wie lange werde ich

für diese Person 

wertvoll sein ? 

Ich fühle mich heute anders .

Ich fühle mich verwandelt.

Aber ist das gut so ?

Kann man  meine Verwandlung

eine Verbesserung nennen ? 

Was meinst du ?

von Jeannette Paterakis

Barcelona,Spanien

grün

Die große Fracht

Die große Fracht des Sommers ist verladen,
das Sonnenschiff im Hafen liegt bereit,
wenn hinter dir die Möwe stürzt und schreit.
Die große Fracht des Sommers ist verladen.

Das Sonnenschiff im Hafen liegt bereit,
und auf die Lippen der Galionsfiguren
tritt unverhüllt das Lächeln der Lemuren.
Das Sonnenschiff im Hafen liegt bereit.

Wenn hinter dir die Möwe stürzt und schreit,
kommt aus dem Westen der Befehl zu sinken;
doch offnen Augs wirst du im Licht ertrinken,
wenn hinter dir die Möwe stürzt und schreit.

von Ingeborg Bachmann

© Piper Verlag GmbH, München 1978
Aus: Die gestundete Zeit. 1953.

Barcelona ,Spanien

Wochenende

Lied des Einsiedels

Wie seltsam hat sich dies gewendet, 
 Daß aller Wege wirrer Sinn 
 Vor dieser schmalen Tür geendet 
 Und ich dabei so selig bin!

Der stummen Sterne reine Nähe 
 Weht mich mit ihrem Zauber an 
 Und hat der Erde Lust und Wehe 
 Von meinen Stunden abgetan.

Der süße Atem meiner Geige 
 Füllt nun mit Gnade mein Gemach, 
 Und so ich mich dem Abend neige, 
 Wird Gottes Stimme in mir wach.

Wie seltsam hat sich dies gewendet, 
 Daß aller Wege wirrer Sinn 
 Vor dieser schmalen Tür geendet 
 Und ich dabei so selig bin,

Und von der Welt nur dies begehre, 
 Die weißen Wolken anzusehn, 
 Die lächelnd, über Schmerz und Schwere, 
 Von Gott hin zu den Menschen gehn.

von Stefan Zweig
(* 1881-11-28, † 1942-02-23)

Barcelona,Spanien

Menschen


von Elias Canetti

Man mag drei- oder viertausend Menschen gekannt haben, man spricht aber immer nur von sechs oder sieben.

Barcelona,Spanien

immer weiter

 Auf den Spuren des Schönen hatte Aschenbach sich eines Nachmittags in das innere Gewirr der kranken Stadt vertieft. Mit versagendem Ortssinn, da die Gässchen, Gewässer, Brücken und Plätzchen des Labyrinthes zu sehr einander gleichen, auch der Himmelsgegenden nicht mehr sicher, war er durchaus darauf bedacht, das sehnlich verfolgte Bild nicht aus den Augen zu verlieren, und zu schmählicher Behutsamkeit genötigt, an Mauern gedrückt, hinter dem Rücken Vorangehender Schutz suchend, ward er sich lange nicht der Müdigkeit, der Erschöpfung bewusst, welche Gefühl und immerwährende Spannung seinem Körper, seinem Geiste zugefügt hatten. Tadzio ging hinter den Seinen, er ließ der Pflegerin und den nonnenähnlichen Schwestern in der Enge gewöhnlich den Vortritt, und einzeln schlendernd wandte er zuweilen das Haupt, um sichüber die Schulter hinweg der Gefolgschaft seines Liebhabers mit einem Blick seiner eigentümlich dämmergrauen Augen zu versichern. Er sah ihn, und er verriet ihn nicht. Berauscht von dieser Erkenntnis, von diesen Augen vorwärts gelockt, am Narrenseile geleitet von der Passion, stahl der Verliebte sich seiner unziemlichen Hoffnung nach – und sah sich schließlich dennoch um ihren Anblick betrogen. Die Polen hatten eine kurz gewölbte Brücke überschritten, die Höhe des Bogens verbarg sie dem Nachfolgenden, und seinerseits hinaufgelangt, entdeckte er sie nicht mehr. Er forschte nach ihnen in drei Richtungen, geradeaus und nach beiden Seiten den schmalen und schmutzigen Quai entlang, vergebens. Entnervung, Hinfälligkeit nötigten ihn endlich, vom Suchen abzulassen.

von Thomas Mann /aus der Tod in Venedig

Barcelona,Spanien

Bitte

von Hilde Domin

Wir werden eingetaucht
und mit dem Wasser der Sintflut gewaschen
Wir werden durchnäßt
bis auf die Herzhaut

Der Wunsch nach der Landschaft
diesseits der Tränengrenze
taugt nicht
der Wunsch den Blütenfrühling zu halten
der Wunsch verschont zu bleiben
taugt nicht

Es taugt die Bitte,
daß bei Sonnenaufgang die Taube
den Zweig vom Ölbaum bringe
Daß die Frucht so bunt wie die Blume sei
daß noch die Blätter der Rose am Boden
eine leuchtende Krone bilden 

Und daß wir aus der Flut
daß wir aus der Löwengrube und dem feurigen Ofen
immer versehrter und immer heiler
stets von neuem
zu uns selbst
entlassen werden

von Hilde Domin

Barcelona,Spanien

Wollen

Wollen

Was möchtest du?
Was begehrt dein Herz?

Kannst du dich nicht entscheiden?
Warum?

Schwarz oder Weiß?
Grau?

Man kann nicht alles haben.
Oder doch?

Nein.
Ja.
Sag schon.

Ich kann nicht.
Du willst nicht.
Doch.

Sag es mir.
Jetzt.
Lass mich.

Geh weg.
Ich will dir helfen.
Lass mich dir helfen.

Liebe.
Zusammen.
Lass es uns versuchen.

In Ordnung.
Ich will.

von Jeannette Paterakis

Barcelona,Spanien

blauer Himmel


 

Der blaue Himmel strahlt 

so eine enorme Energie aus.

Ich tanke Farbe,

ich fühle mich 

stärker durch dich. 

Noch ein Wunder!

Wunder um Wunder !

Die Welt kann so schön sein.

Lasst sie doch scheinen-

in voller Herrlichkeit. 

Amen.

von Jeannette Paterakis

Barcelona,Spanien